Dawson City - Five Finger Rapids - Braeburn Lodge - Whitehorse, Yukon Territory, Kanada
Dawson City - Five Finger Rapids - Braeburn Lodge - Whitehorse, Yukon Territory, Kanada


Bären am Yukon
Tag 7: Dawson City - Five Finger Rapids - Braeburn Lodge - Whitehorse


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Echt kanadisch


Am nächsten Morgen sitzen wir wieder in Heidis Küche. Dieses Mal ist es jedoch fast schon schwer, einen Sitzplatz zu bekommen. Neben Paul und Frau sind noch einige weitere Besucher hinzugekommen, das White Ram Manor scheint berechtigterweise gut angenommen zu werden.

Wir geben uns wieder einmal den Pancakes hin und genießen ein schnelles Frühstück, bezahlen unser Zimmer und packen unsere beiden Rucksäcke ins Auto. Erneut haben wir eine große Distanz vor uns - knapp 550 Kilometer auf dem Klondike Highway.

Elch-Imitat Moose Creek Lodge, Kanada 2000


Wieder einmal ist die Strecke einsam, diesmal allerdings gut ausgebaut. Die Straße hat den Namen Highway verdient und wir kommen anfangs schnell vorwärts. Zu schnell allerdings für den Bären, den wir plötzlich sehen.Wir bremsen das Auto vorsichtig ab, sind dem Tier jedoch wohl nicht sympathisch genug, als daß es uns Zeit läßt, Fotoapparat oder Videokamera bereitzumachen. Einerseits erfreut wie kleine Kinder, daß die fast schon vergessene Hoffnung auf Bären erfüllt wurde, andererseits traurig, weil es uns ohne dokumentierten Beweis wohl kaum jemand glauben wird, fahren wir weiter.

Elche zählen wir nicht mehr, so viele sind es inzwischen geworden. Die beiden, die wir an der Moose Creek Lodge treffen, hätten aber wohl in keinem Fall gezählt. Zwar tragen sie beachtliche und auch echte Geweihe, der Rest der Tiere besteht allerdins aus Holz. Nichts desto trotz sind die beiden in jedem Fall ebenso einen Fotostop wert wie auch die Tankstelle, die noch nicht weit von einer Handpumpe entfernt ist. Die Moose Creek Lodge selbst ist uns als rustikale aber gute Behausung ans Herz gelegt worden, was wir angesichts der noch morgendlichen Stunde aber nicht überprüfen.

Wir fahren weiter und lassen uns erst wieder von Bären aufhalten. Diesmal sind Mutter und Kind kaum zu übersehen. Während die Mutter die Straße blockiert, in dem sie sich mitten auf den Highway stellt, strollt der kleine Bär an ihr vorbei in das Gebüsch rechts der Straße. Wie auch beim ersten Tier, das wir nur wenige Stunden vorher gesehen haben, handelt es sich um Schwarzbären. Auch wenn sie bei weitem nicht die Größe von Grizzlies oder Kodiakbären erreichen, sind die Tiere beeindruckend. Die Mutter behält unser Fahrzeug und den uns gegenüberstehenden Van genau im Auge. Selbst als das Kind im Buschwerk verschwunden ist, kontrolliert sie von der Böschung aus nochmals genau, daß wir keine Anstalten machen, den beiden zu folgen. Als auch sie sich in die Büsche schlägt, lassen wir unseren Wagen langsam ranrollen und suchen den Straßenrand ab, aber die Tiere sind wieder in die Natur eingetaucht.

Sonne und Regen wechseln sich auf der weiteren Route ebenso ab, wie die Landschaften. Teils sehen wir Seen, deren Wasser blaugrünlich die Sonnenstrahlen reflektiert, teils sind Seen schneebedeckt. Erst in Pelly Crossing halten wir wieder, im Land der Selkirk First Nation. Der Wolf- und der Krähen-Clan, beides bedeutende Tiere der First Nation-Mythologie, teilen sich hier ein Ausstellungsgebäude. Wir zahlen den überschaubaren Eintritt und sind die einzigen, die durch die langgezogene Blockhütte laufen und sich Bilder, Waren und Gegenstände des Alltagslebens anschauen. Letztlich erweist sich das Informationszentrum zwar als Abwechslung von der Fahrt, aber man sollte durchaus alternative Möglichkeiten in Betracht ziehen, sich die Beine zu vertreten.
willkommenes Verkehrshindernis Bären auf dem Klondike Highway, Kanada 2000


Das nehmen wir auch gleich an den Five Finger Rapids in Angriff. Mit zwei anderen Fahrzeugen halten wir an der ausgeschilderten Stelle am Straßenrand und können von der hier hochliegenden Straße einen Blick auf den Yukon und die Felsformationen im Flußlauf werfen.Von der Aussichtsplattform führen Holztreppen hinab in den Wald und verlieren sich zwischen den Bäumen. Da wir genug gesessen haben, nehmen wir die Treppe und folgen dem Trampelpfad zwischen den Bäumen. Ein intensiver Duft von Nadelholz und Harzen verfolgt uns, unsere Augen sind wieder wachsam geworden nach den drei Bären die wir bereits am Morgen gesehen haben und die Pins, die wir im Wagen vergessen haben ersetzen wir spontan mit unseren Gürtelschnallen, die sich auch als geeignete Rasseln erweisen. Zumindest kommt uns kein Bär zu Gesicht. Hier und da können wir einen Blick auf die von Möwen übersähten Felsformationen werfen, bevor wir eine weitere Aussichtsplattform direkt über den Stromschnellen erreichen. Die Gefahr des Wassers an dieser Stelle ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen, der Fluß scheint sich ruhig um die Felsen zu winden. Früher war dies jedoch eine der schwierigsten Stellen für die Dampfschiffe der Goldsucher auf dem Weg von Whitehorse zu ihren zukünftigen Claims. Um die Stromschnellen zu überwinden, hat man die Felsen mit Kabeln versehen, an denen sich die Schiffer mittels Muskelkraft oder Winden durch die Five Finger Rapids zogen.

Wir bleiben ein paar Minuten in der gerade durchblitzenden Sonne auf der unteren Plattform stehen, bis uns Stimmen verkünden, das weitere Wanderer sich auf den Weg herunter gemacht haben und wir umkehren. Die Stufen zählen wir zwar nicht, aber sie gehen ganz schön in die Beine, so daß wir oben angekommen, erschöpft in die Autositze fallen.

Carmacks ist das Einzige, was man entlang des Klondike Highway als Ansiedlung bezeichnen kann. Hier wollen wir den First Nations nochmal eine Chance geben und stürzen im inzwischen prasselnden Regen in das Tage Cho Hudan Interpretive Center. Diesmal wünscht man keinen Eintritt von uns, sondern freut sich über eine Spende, die man sich hier auch verdient. Zwar verzichten wir angesichts des Wetters auf die Außenausstellung, die verschiedenen Typen von Zelten und Hütten zeigt, aber auch im Gebäude sind interessante Alltagsszenen nachgebaut. Wir verbringen ein paar Minuten darin, schlendern auch durch den kleinen Shop und lassen ein paar Münzen in die Spendenbox fallen.

Auf der Suche nach etwas zu Essen treibt es uns weiter. Das Montague Roadhouse ist mehr von geschichtlicher Bedeutung denn sehenswert. Die heute verlassene Hütte war früher eine der Übernachtungsstationen an der Postkutschenroute zwischen Whitehorse und Dawson City. Heutige Fahrzeugreisende müssen noch rd. 30 Kilometer durchhalten bis zur Braeburn Lodge. Hier sollte man unabhängig von Uhrzeit und Hungergefühl in jedem Fall anhalten. Wir brauchen zwar weder Übernachtungsmöglichkeit noch Benzin zu diesem Zeitpunkt, aber unser Hunger treibt uns zu den größten Zimtschnecken der Welt. Etwas übermütig bestellen wir eine davon und einen Cookie. Beide sind größer als erwartet. Den Cookie (handelsüblich selbst in Nordamerika in normaler Keksgröße zu haben) schaffen wir, bei der warmen Zimtschnecke geben wir schnell auf und zweifeln an uns selbst. Obwohl wir das Mittagessen übergangen haben, müssen wir uns die Hälfte der CAD 5-günstigen Zimtschnecke einpacken lassen.

Woher solch große Zimtschnecken kommen wird wohl ein Rätsel bleiben. Direkt gegenüber der Braeburn Lodge gibt es in jedem Fall eine Zimtschnecken-Landebahn, wir vermuten jedoch eher, daß die kleine Cessna lediglich die Zutaten bringt, die Zimtschnecken selbst aber in der eigenen Backstube der Lodge entstehen.

Weiter geht es zu unserem Tagesziel Whitehorse, der größten Stadt des Yukon Territory. Die Innenstadt ist nichts desto trotz überschaubar, viele der Wohnsiedlungen gleichen eher kleinen Ortschaften, die sich irgendwo rund um den Highway oder den Stadtkern sammeln.

Braeburn Lodge am Klondike Highway, Kanada 2000


Am frühen Abend erreichen wir die zwischen Klondike und Felsen eingekreiste Innenstadt und machen uns auf die Suche nach einem bed & breakfast. Schon von zu Hause hatten wir uns über Internet dementsprechende Informationen besorgt, aber obwohl uns keines der B&B gefällt, sind alle Zimmer ausgebucht. Eine Veranstaltung für Schweizer Reiseagenturen ist gerade in Whitehorse und wie zu erwarten ist, hat die Stadt dafür gesorgt, daß die besten Unterkünfte an diese vergeben werden. Wir sind schon froh, als wir überhaupt ein Zimmer für die Nacht finden. Unser Zimmer ist warm und direkt neben der Laundry, in die Gäste zwar nur bis 10 Uhr abens reindürfen, danach starten aber wohl die Angestellten das Programm für die Bettwäsche, so daß wir uns wie im Schleudergang fühlen. Den Namen des Motels haben wir schnell wieder verdrängt und versucht, den Abend außerhalb des Zimmers zu verbringen.

Nicht umsonst ist Whitehorse eine große Stadt und auch ein Zentrum des Nachtlebens (für nordwestkanadisches Niveau). Von so einer Stadt erwarten wir auch richtige Pasta und werden im Pasta Palace fündig - genauso wie die einzigen beiden Gäste, die außer uns in dem Lokal sind: Paul und Frau aus Niagara Falls. So klein ist also die Stadt !

Wir unterhalten uns kurz, lassen uns etwas von der Karte empfehlen und verabschieden uns mit einem lockeren: Na dann bis zum nächsten Mal ...

Die Pasta ist empfehlenswert uns es ist auch empfehlenswert sie hier einzunehmen, denn im Umkreis von einigen hundert Kilometern ist es unglaublich schwierig, ein weiteres Pasta Restaurant zu finden. Wir wechseln über zur Main Street und zum Nachtleben von Whitehorse. Ein paar Schritte gehen wir die nicht sonderlich lange Hauptstraße auf und ab und entschließen uns gleich für eines der ersten Gebäude, eine Bar, in der eine Hand voll Menschen einem Livemusiker aus Alaska zuhören. Melancholische Lieder über die Natur und deren Zerstörung betitelt er selbst seine Stilrichtung. Wir bleiben ein Bier (Kokanee) lang und hören der guten Musik zu bevor wir uns in unsere Schleudertrommel legen.

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